Bali Sruti – Die Stimme der Frauen auf Bali

Erzählen Sie uns von Bali Sruti.

Bali Struti ist eine der NGOs auf Bali, die sich wirklich um Frauen kümmert. Sie wurde 2004 von Luh Riniti Rahayu, einer Akademikerin und unserer Direktorin, Sita Van Bemmelen, Expertin für Genderfragen, und Kusumawati, einer Rechtsexpertin, gegründet. Bali Sruti besteht aus Journalisten, Hebammen, Akademikern und Anwälten. 

An welchen Themen arbeiten Sie?

Wir bekämpfen die Geschlechterungleichheit auf Bali. Wir versuchen zum Beispiel, Frauen zu ermutigen, sich politisch zu engagieren. Wir organisieren Schulungen, um ihnen zu erklären, wie sie das tun können. Das größte Problem für Frauen auf Bali ist die Diskriminierung aufgrund der stark patriarchalischen Kultur. Frauen fühlen sich wie die zweite Klasse in der Gesellschaft. Wir haben festgestellt, dass es Frauen gibt, die immer noch keine legale Identität und keine Krankenversicherung haben. Für sie ist es schwierig, Sozialhilfe und Gesundheitsversorgung zu erhalten. 

Das größte Problem sind häusliche Gewalt und sexuelle Übergriffe. Außerdem haben wir festgestellt, dass Frauen, insbesondere auf Bali, Angst haben, sexuelle Belästigung anzuzeigen, weil ihnen die Gesellschaft die Schuld dafür gibt. Sogar ihre Familie empfindet es als beschämend, diese Art von Verbrechen anzuzeigen. Wir sind in drei Dörfer in Denpasar gegangen und haben versucht, selbst Daten zu sammeln. Aber die Frauen wollen nicht darüber sprechen. Laut offizieller Statistik wurden im Jahr 2022 auf Bali 245 Fälle gemeldet. Da die meisten Frauen die Fälle jedoch nicht melden oder nicht einmal mit NGOs wie uns sprechen wollen, können wir die tatsächlichen Zahlen nicht schätzen. Sie sind jedoch viel größer als die Zahl der Meldungen. 

Wie hilft die Regierung Frauen in solchen Situationen?

Wir führen eine Kampagne zum neuen indonesischen Gesetz gegen Sexualverbrechen durch. Dieses Gesetz sieht unter anderem vor, dass, wenn eine Frau ihren Job verliert, weil sie sexuelle Belästigung anzeigt, der Täter für den Verlust des Opfers aufkommen muss. 

Aber warum sollte eine Frau ihren Job verlieren?

Denn sobald sie es bei der Polizei meldet, weiß jeder Bescheid. Da die Gesellschaft dazu neigt, Frauen für das, was ihnen passiert ist, die Schuld zu geben, schämen sie sich zu sehr, um zur Arbeit zu gehen. „Es liegt an deiner Kleidung“, „es ist alles deine Schuld“ – das sind die typischen Sätze, die Überlebende zu hören bekommen. 

Was genau tun Sie, um Frauen zu helfen? 

Wir führen Kampagnen über soziale Medien durch und haben jetzt ein Projekt in Dörfern in Denpasar. In diesen Kampagnen erklären wir, wie wichtig es für Frauen ist, eine legale Identität zu haben, wie wichtig es ist, häusliche Gewalt und Sexualverbrechen zu melden und wie die Gesellschaft die Überlebenden unterstützen muss. Das Gleiche tun wir online über unsere Website, Podcasts und soziale Medien. Frauen können uns jederzeit kontaktieren, wenn sie Hilfe brauchen. 

Und wie reagieren Frauen auf Bali auf die Idee der Gleichberechtigung der Geschlechter und des Feminismus?

 Es gibt so viele verschiedene Ansichten, wenn wir in ein Dorf gehen. Vor allem wissen die Leute nicht einmal, dass es Geschlechterungleichheit gibt. Wenn wir in kleine Dörfer gehen und den Frauen sagen, dass wir ihnen helfen wollen, sagen sie uns: „Warum? Es ist doch schon okay!“ Dasselbe gilt für Männer. Sie verstehen nicht, warum wir etwas ändern müssen, sie denken, wir seien schon gleichberechtigt. Aber in Denpasar ist das normal, die Leute wissen, wie wichtig das ist. 

Was ist die Ursache der Geschlechterungleichheit auf Bali?  

Erstens ist es eine stark patriarchalische Kultur. Und es gibt auch ein Missverständnis darüber, was wir auf Bali Purusa und Pranana nennen. Purusa ist also ein Kind, es kann ein Mann oder eine Frau sein, das die familiären Pflichten trägt. Während Pranana – es kann auch ein Mann oder eine Frau sein – derjenige ist, der außerhalb heiratet. Und sie tragen die Pflichten ihres Ehepartners. Aber auf Bali ist es normal geworden, dass Purusa als Mann identifiziert wird, während Pranana immer eine Frau ist. Deshalb sind Fälle, in denen eine Frau in der Familie bleibt oder ein Mann außerhalb heiraten möchte, nicht sehr üblich. 

Auf Bali gibt es eine ganz besondere Religion. Welchen Einfluss hat sie auf die Rechte der Frauen hier?

Im Manawa Dharmasastra, dem hinduistischen Gesetzeskodex, heißt es: „Wo Frauen respektiert werden, sind die Götter glücklich. Wo sie nicht respektiert werden, sollten keine heiligen Zeremonien stattfinden und die Götter sind unglücklich.“ Im Hinduismus sind Männer und Frauen also eigentlich gleich, aber die Umsetzung erfolgt nicht. Unsere Religion besagt bereits, dass wir alle die gleichen Rechte haben sollten. Wir müssen sie nur richtig befolgen. 

Gibt es eine Möglichkeit, wie Expats helfen können, ohne aufdringlich zu sein?

Wenn Expats oder Touristen uns helfen möchten, freuen wir uns sehr. Sie können uns kontaktieren und über Bali Sruti spenden. Das letzte Mal, als wir Geld von unserem Sponsor erhielten, gaben wir es mehreren Frauen für die Entwicklung ihrer Kleinunternehmen. Frauen verdienen ihr eigenes Geld und werden unabhängig. Es stärkt sie und die anderen Frauen auf Bali, die dies miterleben. Sie sehen, was für ein Leben sie führen können, wenn sie den Mut haben, etwas zu ändern. 

@ balisruti_denpasar